(c) trans*motion
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Dieser Beitrag ist in Kooperation mit dem komplex – KULTURMAGAZIN entstanden. Das komplex – KULTURMAGAZIN ist ein gemeinnütziger Kulturverein und eine Plattform mit Fokus auf freie Kunst und Kultur in Innsbruck und Umgebung. Auf komplex-kulturmagazin.com erscheinen laufend kulturjournalistische und künstlerische Beiträge, hinzu kommt eine jährliche künstlerische Printpublikation mit kuratierten Inhalten im Rahmen der partizipativen Ausschreibung komPOST. (Instagram)
Juni ist Pride Month – ein Monat der Sichtbarkeit, des Feierns, aber auch der Widersprüche. Während Regenbogenflaggen wehen, liest man von zunehmender Gewalt gegen queere und trans Menschen. Inmitten eines weltweit erstarkenden Rechtsrucks stellt sich die Frage neu: Will man überhaupt sichtbar sein – oder einfach nur sicher? Was bedeutet es, als trans Person heute Raum zu beanspruchen, in einer Welt voller Projektionen, Ausschlüsse und Unsicherheiten? Welche Narrative können wir schaffen, um Zugehörigkeit und Selbstbestimmung neu zu denken? In diesem Spannungsfeld wird Community zum entscheidenden Bezugspunkt – als „safe space“ und als Ort für gemeinsame Aushandlungen.
Mit trans*motion ist derzeit ein künstlerisches Kollektiv in Innsbruck zu Gast, das sich diesen Fragen auf körperlicher, ästhetischer und gesellschaftlicher Ebene nähert. In ihrer Residency beim VORBRENNER – einer Plattform für spartenübergreifende, prozessorientierte Kunstformate – arbeiten Kristin Jackson Lerch, Rey Molina Joichl und Xava Mikosch an der transdiziplinären Performance EBBE/FLUT, die Geschichten von Isolation und queerer Verbundenheit erzählt. Die Premiere fand am Freitag, den 6. Juni, im BRUX – Freies Theater Innsbruck statt.
Im Rahmen ihres Aufenthalts luden trans*motion auch zu einem Bewegungsworkshop mit dem Titel Tanz in den Sturm ein. Gemeinsam mit anderen Teilnehmenden durfte ich ausprobieren, wie es sich anfühlt, nicht nur zu Musik, sondern zu Gewitter, Regen und gesprochener Erzählung zu tanzen – ganz ohne Vorkenntnisse, dafür mit viel Offenheit für den eigenen Körper, für andere Körper und ungewohnte Klangkulissen. Der Workshop bot dabei mehr als einen Raum für tänzerische Experimentierung: Er eröffnete einen achtsamen Rahmen, in dem Dysphorie, Geschlechtsidentität und Differenz nicht als Hindernisse, sondern als Teil einer gemeinsamen Bewegung verstanden wurden.
Im Anschluss hatte ich die Gelegenheit, mit Kristin, Rey und Xava über ihre Arbeit zu sprechen.
Wie ist euer Kollektiv entstanden und was macht ihr hauptsächlich?
Gegründet haben das ich und noch eine Freundin von uns, Nkeny Bakilam Nsangong. Wir sind oft gemeinsam zu Tanzkursen gegangen, haben performt und uns angefreundet. Ursprünglich hatten wir die Idee, Tanzsessions speziell für trans Menschen anzubieten – das war unser erstes gemeinsames Projekt. Wir haben mit Soli-Events Geld gemacht, um Miete und andere kleine Sachen zu zahlen, und damit eine Zeit lang jede Woche eine Session angeboten. Weil das aber auch sehr viel Arbeit für uns war und ganz ehrenamtlich, haben wir das dann später auf einzelne Veranstaltungen wie Workshops, Filmscreenings oder Talks reduziert.
Und Nkeny, Rey und noch eine Person – Elia Dullnig – haben einen Ball als tran*motion veranstaltet. Gleichzeitig haben ich, Ray und Xava mit Performancekunst angefangen – und so sind wir jetzt bei der Residency in Innsbruck gelandet.
Wie kann man sich diese Sessions vorstellen, was passiert da?
Die waren meistens sehr offen. Wir haben Inputs vorbereitet, aber nicht so viel wie für einen Tanzkurs. Es gab immer Musik, freies Tanzen, und vor allem auch Vernetzung und Austausch – viele Gespräche darüber, was es bedeuten könnte, anders über Tanzen und über Körper nachzudenken. Dabei haben wir uns gefragt, wie Bewegungen oder Sprache für transgeschlechtliche Menschen inklusiver sein können – wie du mit Dysphorie umgehen kannst – ob als teilnehmende oder leitende Person. Wir wollen Räume schaffen und Wege finden, wie Bewegungen oder Abläufe verändert werden können, um es den Menschen möglich zu machen, zu tanzen und sich dabei wohl in ihrer Haut zu fühlen, auch wenn sie oft Unwohlsein mit ihrem eigenen Körper empfinden.
Ihr habt auch einen Tanzworkshop in Innsbruck organisiert. Was ist es, was ihr Leuten mitgeben wollt bei euren Workshops und Sessions? Wie seht ihr Bewegung und Tanz als Potenzial? Wie waren eure persönlichen Erfahrungen, vielleicht auch durch Tanz zu euch selbst zu finden?
Für mich geht es voll viel darum, im Moment zu sein und während dem Tanzen auszuschalten, wie einen andere gerade sehen oder was andere über einen denken – zB. gewisse Bewegungen judgen oder was auch immer. Also dabei ganz für sich zu sein, und zu spüren, was sich gerade gut anfühlt. Für mich ist Tanzen auch ein Weg, all meine Gefühle rauslassen zu können.
Für mich ist es ähnlich. Es ist auch ein Zugang, Kontrolle abzugeben und nicht immer in diesem contained Modus zu sein, in dem man im Alltag ist. Dieses kontrollierte, nach außen fokussierte, kommunikative mal sein zu lassen. Es ist mehr ein Nach-innen-Spüren und sich selbst bewusst wahrnehmen. Im Alltag fällt das oft schwer, aber wenn man tanzt, kann man diese Dinge loslassen. Es ist für mich auch was Spielerisches, was auch allgemein zu wenig Platz hat – to play around. Es gibt nicht viele Momente, wo man Dinge intuitiv wahrnehmen und denen nachgehen kann. Oft fühlt es sich beim Tanzen an, sich neu zu erweitern – körperlich oder im Bewusstsein darüber.
Es geht auch viel um Joy und connecting with other people. Ich finde, so eins der schönsten Dinge am Tanzfloor ist – you are dancing, someone else is also dancing, and through the dance you are connecting with another person. Even if you don’t know the person, aber in dem Moment fühlt man sich einfach mega verbunden.
Ja, und es ist auch ein way to take up space, which can feel really great.
And a way to impress (alle lachen).
Ich glaub, dass Tanzen voll was bewirken kann für transgeschlechtliche Menschen. Vor allem bei diesen Tanztraditionen, in denen wir sind – wie Drag Shows, im Ballroom oder bei privaten Partys – da gibt es Techniken, die so gemacht sind, um den Körper durch die Körperhaltung mehr feminin oder maskulin wirken zu lassen, egal wie du aussiehst. Und darüber hinaus kannst du deinen Körper dadurch sogar verändern. Du kannst ihn physisch verändern durch Muskeln, aber du kannst ihn auch anders fühlen durch die Bewegung.
Für mich war Tanzen in einer viel früheren Phase meines Lebens auch so ein Ort, wo ich vergessen konnte, wie mein Körper „sein sollte“, wo ich mich in der Bewegung auch ein bisschen von meinem Körper dissoziieren – den Geist vom Körper wegschieben – konnte. Dadurch tritt das Problem mit der eigenen Geschlechtlichkeit in den Hintergrund – für den Moment zumindest. Denn, meistens kannst du deinen Körper nur verändern, wenn du bestimmte Hürden durchläufst und viel Geld hast – und dazu ist es meistens auch noch sehr schmerzhaft. Aber tanzen kannst du immer. Da kann dich niemand dran hindern und es kostet auch nichts.
In einer frühen Phase war es für mich auch die Frage: Lässt sich durch die Bewegung spüren, ausleben und verstehen, wo ich mit meinem Körper hin will und hin kann?
Der Workshop trug den Titel „Tanz in den Sturm“ und euer Performance-Projekt heißt „Ebbe/Flut“ – warum greift ihre diese Motive auf und wie stehen die Themen in Verbindung mit der trans Community?
Unser letztes Projekt knüpfte auch schon daran an, es hieß "What comes after the storm?" – das war auf Transition bezogen: The beginning of transition, being uncomfortable and confusing in a way – and the question – what comes after that?
Einerseits das. Und die zweite Sache, die damit in Zusammenhang steht, sind Konflikte – auch innerhalb der queeren Community. Denn da gibt es auch viele verschiedene Arten von Konflikten und Gegensätzen. Und eben die Frage nach Aushandlungen – und was danach kommt.
Die Performance-Reihe "What comes after the storm?" ist auch entstanden – oder wurde gezeigt – mit dem Film „Mutt“ von Vuk Lungulov-Klotz. Wir haben uns den Film angeschaut – und es ist ein toller Film. Aber da wird dieser junge trans Mann gezeigt – es zeigt sein Leben in einem chaotischen Tag, in dem er meist hilflos und allein ist. Und da kam uns die Idee, als Kontrast dazu diese Gemeinsamkeit, die Unterstützung, das Verständnis füreinander zu zeigen... Es war auch eine Frage: Welche Zukunft wollen wir uns erträumen, wenn all diese Schwierigkeiten mal nicht da sind?
Unsere jetzige Arbeit, bei der es immer noch – mehr als je zuvor – um Gemeinsamkeit und Community untereinander geht – knüpft ebenso daran an. Aber Ebbe/Flut handelt nun nicht nur mehr von den schönen, sondern auch von den schwierigen Sachen.
Noch eine Ergänzung zum erwähnten Film. Bei dem geht es ja um einen trans Mann, der auch der einzige trans Charakter im Film ist. Und genau das war ein Ausgangspunkt für uns, weil dieses Narrativ so oft vorkommt: Es gibt eine trans Person – und bei der ist alles tragisch. Wir wollten einen Kontrast dazu schaffen. So nach dem Motto: Ja, es ist schwierig – aber es kann auch schön sein. Und genau das wird oft nicht erzählt. Ich hab das Gefühl, viele wollen das auch gar nicht sehen – weil sie lieber tragische Geschichten konsumieren.
Mich interessiert auch – wenn Schwierigkeiten gezeigt werden, geht es oft um Schwierigkeiten, die Menschen mit uns haben. Und das ist dann irgendwann nicht mehr ein interessantes oder produktives Gespräch für uns. Das wird auch in Ebbe/Flut viel mehr da sein – wo es uns darum geht, die Konflikte untereinander darzustellen; wo wir unsere Situation als Ausgangspunkt haben, statt die Wahrnehmung durch andere.
Wie kann man sich das so vorstellen – wenn ihr darauf eingehen wollt – was typische Konflikte oder Situationen in der Community sind?
Was mir spontan einfällt, ist einerseits das Vergleichen – wenn es zB. um erstrebenswerte Ziele/Körperziele oder Normen innerhalb der trans Community geht, wo viel Vergleich darüber stattfindet, wie man eine „erfolgreichere“ oder „angepasstere“ Transition haben kann. Das ist ein Konfliktthema.
Das, was du gerade gesagt hast, passt auch voll zu deinem Charakter im Stück.
Ja, erzählt mal mehr über euer Stück Ebbe/Flut.
Die Charaktere spiegeln alle einen emotionalen Zustand wider, den wir alle erleben – aber alle auf unterschiedliche Weise. Bei einem Charakter geht es um Wut und Aggression, bei einem geht es um Trauer und Apathie, und bei einem geht es um Kontrolle und Selbstoptimierung. Alle haben verschiedene Histories und verschiedene Traumatisierungen und Bewältigungsstrategien. Deswegen streiten sie sich oft – und oft auf eine Art, wo sie alle recht haben, aber auch alle etwas toxisch sind.
Wie entsteht so ein Stück bei euch? Gibt es da klare Rollen, wer was macht?
Begonnen zusammenzuarbeiten haben wir ziemlich genau vor zwei Jahren. Ich glaub, was unsere Arbeit meist ausgemacht hat, war viel Spontanes und Kurzfristiges – oft ohne viel Zeit zur Vorbereitung, mit spontanen Ideen als Ausgangspunkt, an denen wir gleich weitergearbeitet haben. Im Vergleich zu anderen Prozessen, in denen ich involviert war – wo man monatelang an einem Text schreibt oder eine Passage überarbeitet, diskutiert und wieder über den Haufen wirft – das gab’s bei uns eigentlich nie. Wir arbeiten meistens sehr intuitiv. Auch in dem Stück – gerade bei unseren Soloparts – entstand vieles sehr spontan.
Es fällt uns auch leicht, Material zu finden, weil wir einfach viel von unserem täglichen Leben ausgehen – da ist genug da.
Und bei der Umsetzung – wir kommen aus ganz unterschiedlichen Kontexten, auch künstlerisch, und das ist voll nice. Wir bringen das zusammen und arbeiten transmedial. In meinem Fall – weil ich viel mit Video und Film gearbeitet habe – bringe ich oft Technik, Livestream und Projektionen rein. Das ist ganz cool, weil wir so viele Medien mischen können. Und das ist auch ziemlich intuitiv entstanden. Ich glaub, wir haben nie gesagt: „Wir machen ein transdisziplinäres Stück.“
Für mich ist es so, dass ich viel im Nachtleben performt habe oder bei Musikvideos – Sachen, die nicht unbedingt viel mit bildender Kunst zu tun hatten. Das Tempo dort ist eher: viele kleine, schnelle Projekte, statt große, lange, die sich ständig verändern.
Seht ihr die Elemente wie Wasser oder Sturm auch als eine Metapher für Queerness, für Übergänge, vielleicht auch für körperliche oder geschlechtliche Transformationen?
Wir arbeiten eher intuitiv mit Themen, die uns interessieren. Bei der Regenthematik z.B.: Es gab in dem Film, den wir gesehen haben, ein krasses Gewitter, und das war auch ein Grund, weswegen wir uns für die Gewitterthematik interessiert haben, weil es auch viel transportiert – Dramatik, Gegensätze, Aufgeladenheiten.
Bei den Titeln überlegen wir uns auch auf poetische Weise, wie eine Utopie aussehen kann. „Ebbe/Flut“ ist ja schon ähnlich wie „What comes after the storm?“, es hat ähnliche Elemente. Dazu kam dann die Idee, zu Geräuschen wie Gewitter zu tanzen, weil Wasser z.B. macht tolle Geräusche Wir bleiben oft bei der Natur auch als Metapher für Emotionen und persönliche Situationen.
Ihr arbeitet hauptsächlich in Wien – habt ihr in eurer Residency in Innsbruck auch zur trans Community connecten können oder wart ihr dafür zu kurz da?
Mit der Community connecten konnten wir bis jetzt vor allem beim Workshop. Ich fand's schön, dass einige Menschen hier waren – wir kennen hier ja niemanden. Aber auch wenn es nur wenige Menschen sind, es bedeutet so viel. Wie zum Beispiel eine Teilnehmerin gesagt hat, dass sie dachte, sie müsste vielleicht früher gehen wegen der Dysphorie, aber dann gemerkt hat, dass es für sie voll gut war und sie bis zum Ende geblieben ist. Genau das ist mein Ziel: dass Menschen, die sich denken, sie gehen nicht zu einem Tanzkurs, dann doch die Gelegenheit haben und eine positive Erfahrung machen. Dafür mache ich das. Und das ist auch die Connection, die ich in Innsbruck nicht verpassen wollte. Das war die Idee dahinter. Ansonsten habe ich für dieses Stück gerade den Kopf ganz voll mit vielen Aufgaben, die gemacht werden müssen. Aber gerne würde ich auch mehr connecten.
Ich finde es voll spannend, in Kontexten von kleineren Städten zu performen, weil das auch wieder eine ganz andere Crowd bringt. Die Angebote sind dort geringer, aber gleichzeitig existieren überall trans Personen. Und es ist ein schönes Gefühl, mit dabei zu sein, Räume zu gestalten und zu finden – auch außerhalb der eigenen Bubble.
EBBE/FLUT erzählt Geschichten über Isolation, Nähe und Gemeinschaftlichkeit unter transgeschlechtlichen Menschen. Mit all ihrer Trauer, Wut, Selbstdisziplinierung und Hedonismus geraten die Charaktere in Konflikte, lernen aber auch stetig, miteinander auszukommen. Sie verwickeln sich in ihren Narrativen, bis nicht mehr klar ist wo das Ich endet und das Du beginnt - Narrative über Körper und Dysphorie, Selbstbestimmung und Sicherheit, Liebe und Sex, Herkunft und Glaube, Erwachsenwerden und Familie. Tanz, Poesie, Text, medizinische Praktiken und digitale Medien treffen aufeinander, während die Gezeiten sich wenden. Das Wasser steigt, so wie der Druck der Ausgrenzung, Gewalt, Isolation und alten Wunden. Welche Formen von Gemeinsamkeit, Heilung und Transformation können wir erträumen, auch wenn wir schon bis zu den Knöcheln im Wasser stehen? Mit all unseren Unterschieden, wie blicken wir aufeinander und unser Publikum?
Kristin Jackson Lerch ist Tänzerin, Performance-Künstlerin und Hausmeisterin. Mit Wurzeln in queeren Subkulturen bildete sie sich autodidaktisch fort und wandte sich der bildenden Kunst zu. Mit Tanz, Makeup, sound design, text und digitalen Medien ezählt sie autofiktionale Narrative, zum Beispiel bei “Gerald” (MuMok, 2020), “Ich bin was wert!” (Sargnagel lädt ein, 2019), oder im Team bei “What comes after the storm?” (u.a. Theater am Markt, 2024), “Tell me more about your silence” (Kunsthalle Wien, 2023) “Chimeric Tendencies” (Sterischer Herbst, 2024). Als Moderatorin arbeitete sie bei Artist Talks wie (zb. Women in Drag, 2022), sowie als Tanzpädagogin (zb. Wer bin ich?, 2024). Gemeinsam mit Nkeny Bakilam Nsangong gründete sie 2022 trans*motion. Des weiteren tritt Kristin in Dragshows und als Go-Go-Tänzerin auf, sowie als Model und in Musikvideos. In Isa Schieches Film "Die Räuberinnen" (Max-Ophüls-Preis, 2024) spielte sie die Hauptrolle der Agnes.
ist ein verträumter Wassermann, ein leidenschaftlicher Tänzer, ein sanfter Lustmensch, ein schlafloser Schriftsteller, ein fürsorglicher Community-Organisator und ein Psychologe. Als Nachkomme des Aymara-Volkes und österreichischer Bauern sieht er sich selbst als Qariwarmi und forscht seit 2023 an trans-futuristischen und indigenen Psychologien sowie daran, wie man diese als choreografische Strategien umsetzen kann. Das Erkunden kritischer gesellschaftlicher Kontexte sowie die Rolle des Publikums in Theatern, Clubs und im alltäglichen Leben spielen eine bedeutende Rolle in seiner Praxis. Reys aktuelle Arbeit „mi cuerpo. en llamas“ ist ein kritischer Liebesbrief an den Blick des Publikums und den Konsum dissidenter Körper und „underground“ Kulturen. Seine Praxis reicht von Kitsch-Drag-Artistik (als „El Maricón“) bis hin zu zeitgenössischer Performancekunst, flirtet manchmal mit Komödie und Plattenspielern und veranstaltet gelegentlich Reggaetón- und Perreo-Workshops. Rey ist Teil von trans*motion sowie des SPIT Festivals, des Hyperreality Festivals für Clubkultur, der Brunnenpassage und Kissen. Seit Anfang 2022 ist er ein integrales Mitglied der Ballroom-Community in Wien und hat Balls in ganz Europa, in Lima (PE) und in Arequipa (PE) unter seinem Ballroom-Alter Ego Dulce 007 getanzt.
Xava Mikosch ist ein transdisziplinärer Künstler mit Fokus auf Film, kreativem Schreiben und Performance. In seinen künstlerischen Arbeiten stellen daher verschiedene Medien eine zentrale Rolle dar, genauso wie das Aufgreifen und Hinterfragen postkolonialer, sozio-politischer Prozesse. Neben dem Studium digitaler Kunst an der Universität für Angewandte Kunst bildete er sich an der Stockholm University of the Arts und im Rahmen des DanceWEB-Stipendiums am ImPulsTanz-Festival weiter um neue, kritische Perspektiven im Tanz- und Performancebereich gewinnen. Als Teil des Kulturvereins mal hans mal franz brachte Mikosch gemeinsam mit Julia Polzer den Langfilm LIEBE LEBEN HÜNDIN HOCHZEIT auf die Leinwand, indem er sowohl für Regie und Produktion zuständig war, aber auch vor der Kamera als Performer zu sehen. Beim steirischen herbst 2024 war er mit dem process showing seines aktuellen Projekts “cimeric tendencies” vertreten, dass kritische und queere Auseinandersetzungen mit steirischer Folklore zeigte.
geb. 1993, lebt meistens in Tirol. Sie hat die MA Studien Philosophie und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Innsbruck abgeschlossen und macht derzeit ihren PhD in Ästhetik und Kunstphilosophie. Sie arbeitet freiberuflich als Kuratorin, Kulturarbeiterin und Kulturjournalistin und leitet die gemeinnützigen Kulturvereine komplex-KULTURMAGAZIN und GRUND1535.