Die Unnachgiebigkeit der Materie: Ariadne Randall

In unserem ausführlichen Interview spricht Musikerin und Performerin Ariadne Randall über ihre künstlerische Praxis, das Transsein und die anstehende Performance Reverse Cowgirl II: Ride To The Top

(c) Francesca Centonze

Ariadne Randall

Im Rahmen des imagetanz-Festivals wird die umtriebige amerikanische, in Wien lebende Künstlerin Ariadne Randall die Forsetzung ihrer Reverse Cowgirl Performanceserie vorstellen. Wir haben vorab mit der Künstlerin gesprochen.

Das Interview wurde auf Englisch geführt. Das Original findet sich hier.

1: Einführung & Künstlerischer Werdegang

Choreographic Platform Austria

Könntest du uns ein wenig über deinen künstlerischen Werdegang und deine Praxis erzählen?

Ariadne Randall

In gewisser Weise ging es bei meiner künstlerischen Praxis immer darum, mit der Unnachgiebigkeit der Materie umzugehen. Ausdrucksformen zu finden, die dem Material gerecht werden. Begrenzungen zu entdecken und mit ihnen zu tanzen, um Form zu erschaffen. Wenn die Erfahrung von Bedeutung durch Form ausgedrückt wird, hat dieser Tanz bereits etwas erreicht.

Mein erster Traum war es, Jazzpianistin zu werden. Ich habe das studiert, aber als ich am Konservatorium anfing, erlitt ich eine schwere Verletzung und konnte jahrelang nicht spielen. Also widmete ich mich intensiv der elektronischen Musik, der Komposition und dem Gesang. Das führte mich schließlich zu einem Abschluss in Sound Art am Bard MFA – einer wunderbaren Art post-Black-Mountain-College-Umgebung im ländlichen New York. Es gab hier eine schönes Echo: als Teenager überzeugte ich eine britische Zeitschrift für Neue Musik, dass ich eine seriöse Rezensentin sei. Reine Chuzpe von einem Mädchen vom Land. Sie schickten mir seltsame CDs – und in gewisser Weise verbrachte ich mein frühes Leben damit, ihren Ursprung zu suchen, vieles davon rund um die Black-Mountain-Künstler*innen.

Etwa ein Jahrzehnt lang lag mein Fokus auf experimentellem Techno und der langen Tradition der amerikanischen experimentellen Text/Musik-Performance – Leute wie John Giorno, Laurie Anderson, Robert Ashley. Ich studierte und arbeitete mit Menschen aus diesem Umkreis. Gleichzeitig machte ich visuelle Kunst, schrieb Gedichte und performte in den Stücken meiner Freunde – zum Beispiel für Colin Self. Ich betrieb eine kleine Radiostation und lud Künstler*innen wie Dreamcrusher, Eartheater und Umfang ein. Es war cunt und DIY.

Ein weiterer roter Faden war der Zen-Buddhismus, den ich zehn Jahre lang mit der Absicht betrieb, ihn zu unterrichten. Diese Tradition ist tief, verspielt, ernst, und es steht mir nicht zu, darüber zu sprechen. Ich würde sagen, sie löst die grundlegenden menschlichen Probleme und lässt einen mit dem Leben zurück. Das könnte eine Verbesserung sein. Ein Nebenstrang davon war eine intensive Beschäftigung mit jener Art post-jungianischer Tiefenpsychologie, die man in Europa selten findet. (Wenn du in Nordkalifornien einen Stein in den Wald wirfst, triffst du ein Kloster und einen Jungianer, vermutlich gleichzeitig.) Ich mag diese Weirdos, weil sie tatsächlich einige der Dinge tun, die Jung tat und über die er lügen musste, um respektabel zu bleiben. Überwältigende Visionen, mysteriöse Ekstasen, Malerei, Gespräche mit Menschen, die nicht da sind. (Manche nennen das „Wochenende“.) Auch die alten Chan-Meister lebten in Zeiten des Wandels, die unseren nicht unähnlich waren, und ihre Antwort darauf war, in gewissem Sinne: Poesie. Vielleicht waren sie damit etwas auf der Spur. Wie auch immer, ich musste Künstlerin sein und nicht Lehrerin oder Therapeutin. Die Seele ist rücksichtslos mit dem Leben. Sie spielt aufs Ganze. Surfbrett optional.

In gewisser Weise ging es bei meiner künstlerischen Praxis immer darum, mit der Unnachgiebigkeit der Materie umzugehen

Ariadne Randall

Die Wirrungen des Schicksals brachten mich nach Österreich. Und wieder stand ich vor der Unnachgiebigkeit der Materie. Während der Pandemie erlitt ich plötzlich eine Hörverletzung – Hyperakusis. Ich konnte über ein Jahr lang keine Musik hören. Es war schwer, nach draußen zu gehen. Autos klangen wie Dreamcrusher-Konzerte. Ich wollte mit Freund*innen an Stücken arbeiten, zum Beispiel an Devas ersten Alphorn-Experimenten, aber voilà – geschlossene Grenzen und kaputte Ohren. Ich war am Ende. Ich musste eine neue Beziehung zum Material und zur Innenwelt finden. Wenn diese Beziehung nicht mehr über Lautsprecher oder eine Konzertbühne bestehen konnte, wie es mehr als ein Jahrzehnt lang der Fall war, was könnte ich dann tun?

Ich begann, mich auf visuelle Kunst und auf die Arbeit mit Bewegung zu konzentrieren. Ich wurde in der Tanz/Performance-Welt aktiv. Ich traf viele talentierte Freund*innen und Kolleg*innen in diesem Universum. Sie alle gaben mir das Gefühl, sehr willkommen zu sein. Ich hatte das Glück, am Huggy-Bears-Mentoring-Programm für Performance teilzunehmen, das war hilfreich, um sich zu orientieren. Inspiriert von einem Lehrer, Michael Portnoy, habe ich kürzlich ein paar Stand-up-Auftritte mit dem PCCC* Comedy Club gemacht. Außerdem habe ich Musik für die Volksoper geschrieben, obwohl die größere Oper nicht realisiert wurde. Ich habe mich überall in der Stadt blamiert. Derzeit veröffentliche ich Musik, mache Performances und schreibe. Vor Kurzem wurde eines meiner Gedichte im Standard veröffentlicht – eine erfreuliche Überraschung.

2: Transgender & Sichtbarkeit

Ein weiterer Aspekt der Unnachgiebigkeit der Materie, das ich verhandeln musste, war mein Transsein. Für mich war das ein bedeutender einschränkender Faktor in meiner öffentlichen Karriere. Ich habe immer an etwas gearbeitet, aber diese grundlegende Diskrepanz zwischen Selbst und Identität machte es schwierig, außerhalb meines Freundeskreises experimenteller Künstler*innen eine breitere Präsenz zu entwickeln. Es war eine verwirrende Zeit.

Glücklicherweise habe ich diese Barriere in den letzten Jahren überwunden – danke, Wien – und ich bin zutiefst erfreut und dankbar, dass ich meine Arbeit und mich selbst nun vollständiger artikulieren kann.

Ich habe mich auch entschieden, diese Reise in einem Wiener Kontext öffentlich zu machen – durch die Reverse Cowgirl-Serie von Performances. Diese vier Stücke machen die Veränderungen in meinem Leben, Herzen, Körper während der Phase sichtbar, in der eine Hormontherapie die deutlichsten Auswirkungen zeigt. Die erste Performance fand im brut im Rahmen des Huggy-Bears-Programms statt, die zweite folgt bald im April – ebenfalls im brut – mit einer wunderbaren Gruppe von Kollaborateur*innen.

Diese Werkreihe ist mir aus mehreren Gründen wichtig. Es ist essenziell, dass trans, nicht-binäre und gender-nonkonforme Menschen in diesem Moment öffentlich und präsent sind – aus offensichtlichen Gründen. Und als trans Frau mittleren Alters hoffe ich auch, dass meine sichtbare Transition eine kleine positive Wirkung haben könnte. Eine der häufigsten Ängste, wenn Menschen über Gender und Sexualität nachdenken, ist: Bin ich X genug? Bin ich queer genug? Bin ich nicht-binär genug? Bin ich pan genug? Bin ich trans genug? Und oft kann es einschüchternd sein, wenn man keine Beispiele älterer Menschen sieht.

Das ist einer der Gründe, warum ich McKenzie Wark für diese Arbeiten angefragt habe. Ich kannte sie aus New York City – wir waren auf denselben Partys. Ihre öffentliche Transition in einem späteren Lebens- und Karriereabschnitt war ein Beweis dafür, dass es nie zu spät ist, eine Selbstartikulation zu finden, die stimmig ist.

Ein weiterer Aspekt der Unnachgiebigkeit der Materie, das ich verhandeln musste, war mein Transsein

Ariadne Randall

Auf einer persönlichen Ebene stand (und stehe) ich vor vielen Unbekannten – Gender, Alter, Sterblichkeit, Weltgeschehen und so weiter – und das sind ebenso geteilte Erfahrungen. Kunst eignet sich hervorragend, um Räume zu schaffen, in denen diese Unbekannten erforscht und imaginiert werden können. Und so hat die persönliche Verarbeitung, die man auf der Bühne sieht, zwar natürlich eine individuelle Dimension. Aber man hofft auch, dass dieser Prozess selbst von Nutzen sein kann. Künstler*innen müssen darauf vertrauen, dass ihr inneres Bedürfnis ein kollektives Bedürfnis widerspiegelt – es ist einr Art Hack, aber er funktioniert. Das Persönliche ist immer schon unpersönlich und kollektiv. Kein Leben steht außerhalb des Lebens.

Als ich mich in der Wiener Szene umsah, dachte ich: Moment ma, das ist interessantl. Ich weiß nicht, ob es hier gerade eine andere 40-jährige trans Frau gibt, die in diesem Kontext diese Art von Arbeit macht. (Ich weiß, dass es das in Comedy, bildender Kunst und experimenteller Musik gibt… aber ansonsten – vielleicht haben wir uns noch nicht getroffen! Lass uns abhängen!) Als ich in Berlin lebte, war es offensichtlich, dass der öffentliche Einfluss und die materiellen Bedingungen der queeren Clubkultur – und ihrer Vorgänger, queerer Lebensweisen – alle Ebenen der ästhetischen Produktion geprägt haben. In Wien ist die Situation eine andere, und ich finde diesen Unterschied spannend. Er bedeutet, dass eine andere Art kollektiver Intervention und Erfindung möglich und sogar notwendig ist. Wir müssen unsere eigenen Methoden finden. Wenn mein „outside eye“ dabei nützlich ist, umso besser. Trans und queere Menschen sind darin geübt, Dinge von innen und außen zugleich zu sehen.

Trotz meines Geschwafels bin ich eigentlich nicht so sehr an meiner persönlichen Geschichte interessiert. Wie McKenzie sagt und damit an alte Chan-Texte anklingt: Es ist gut, sich nicht zu sehr für seine eigene Geschichte zu interessieren. Die Erfahrung von Gender-Nichtkonformität wirft größere Fragen darüber auf, was es bedeutet, ein Selbst und eine Person zu sein – und wie man sich in der Welt artikuliert. Das sind tiefe, alte Fragen der Kunst – besonders der Performancekunst. Daher ist Performance auch das richtige Medium, um sie zu verhandeln.

3: Kollaborateur*innen

CPA

Bleiben wir noch kurz bei McKenzie Wark – schließlich ist sie eine wichtige Denkerin für unsere Zeit. Kannst du mir etwas über ihre Rolle in deiner Performance und eure Zusammenarbeit erzählen?

Ariadne Randall

Obwohl mir das jetzt niemand mehr glaubt, hatte der Titel Reverse Cowgirl anfangs nichts mit ihr zu tun. Ich war auf einem queeren Flohmarkt in Brooklyn, und eine Freundin drückte mir ein cunty, aufgeschnittenes, mit Fransen versehenes T-Shirt in die Hand. Darauf war – rückwärts und handgeschrieben – das Wort COWGIRL gebleicht. Als ich es sah, hatte ich gerade mein Coming-out als trans Frau hinter mir, und sofort kamen Erinnerungen an meine Kindheit auf einer Farm in Arkansas hoch – in einer sehr konservativen, evangelikalen, apokalyptischen Religionsgemeinschaft. Mein Leben blitzte vor meinen Augen auf, und ich dachte: Oh, das bin ich. Ich bin das. Später an diesem Abend fiel mir dann ein – Moment mal, ich habe doch McKenzies Buch gelesen. Ich bin verloren. Das wird für immer mit ihr assoziiert sein! Und zu der Zeit war sie noch gar nicht involviert.

Ich stimme dir zu, dass McKenzie eine bedeutende Denkerin unserer Zeit ist. Das muss ich nicht extra betonen, aber ich finde, dass sie über Kapitalismus und Post-Kapitalismus auf eine Art und Weise nachdenkt, die durch Konventionen und akademische Förmlichkeiten hindurchschneidet – ohne an Strenge zu verlieren. Solche Denker*innen sind zu jeder Zeit selten. Diese Art des Schneidens ist eine herausfordernde Arbeit, die Präzision und Mut erfordert. Trans Menschen wissen etwas über Schnitte.

Wie auch immer, die erste Cowgirl-Performance, Reverse Cowgirl (Beta), beschäftigte sich mit der Zeit vor der Transition – mit der Vorbereitung darauf, mit dem, was man zurücklässt. In meinem Fall: eine Menge schwerer evangelikaler Lasten und Dinge, die mit männlicher Präsentation verbunden waren. Ein anderer Schnitt. Als ich mit Reverse Cowgirl II begann, wurde mir klar: Natürlich muss ich McKenzie kontaktieren. Und das tat ich. Wir sprachen, und hier sind wir nun. Ich habe sie gebeten, einen neuen Text zu schreiben und ihn in der Performance vorzulesen. Aus verschiedenen praktischen Gründen ist ihr Beitrag ein gefilmter Beitrag, aber sie wird in dieser Woche hier sein, und wir werden einige Vorträge halten.

CPA

Ich musste auch an McKenzies Buch Raving denken – schließlich spielt das Thema Rave in deiner Performance eine Rolle.

Ariadne Randall

Ich denke, dass Raving für viele Menschen heute ein wichtiges Buch ist. Ihre Schilderung des Raves und seiner – sagen wir nicht utopischen, aber alternativen – sozialen Möglichkeiten aus einer trans/femme Perspektive trifft einen Nerv. In meiner Performance wird dieser Aspekt ebenfalls behandelt: die Idee des Raves als Raum der Andersartigkeit, als Ort für Differenz, für Frauen, für queere Menschen, für trans Menschen – für alle, die zusammen eine temporäre Welt erschaffen. Das wird im Stück erkundet.

Es gibt auch eine lange persönliche Verbindung. Ich entdeckte queere Raves früh in den 2000ern – in den Breaking Bad-artigen Gegenden Kaliforniens, mit Trance-Synths und illegalen Generatoren, die den Wüstenhimmel beleuchteten, während die Sonne über Militärbasen voller Tötungsinstrumente aufging. Später gab es in New York unglaubliche Partys – The Spectrum und Ghetto Gothic waren gleich um die Ecke von meiner Wohnung. Ihr Einfluss ist heute noch überall spürbar. Danach kam Berlin. Ich sah McKenzie zum ersten Mal in diesen Umgebungen. Damals steckte ich noch im Ei und hatte außer Synthesizern und einer vagen Sehnsucht nicht viel vorzuweisen. Ich hatte Angst, mit McKenzie zu sprechen. Jetzt fühlt es sich an, als würde sich ein Kreis schließen.

CPA

Kannst du mir mehr über deine anderen Kollaborateur*innen in Reverse Cowgirl II: Ride To The Top erzählen?

Ariadne Randall

Ein wichtiger Aspekt des Stücks ist die Präsenz mehrerer Generationen von Frauen verschiedener Art. Ich bin eine trans Frau mittleren Alters. McKenzie Wark ist eine Generation älter. Und meine Partnerin in der Performance – es ist ein Tanz- und Performance-Duett – ist eine cis Frau, die halb so alt ist wie ich: Nis Fee Brender. Diese intergenerationelle Dimension interessiert mich sehr. Nicht nur wegen der Implikationen von Mutterschaft, Schwesternschaft, Mentoring, vergangenen oder alternativen Selbst, Doppelgängern und so weiter. Sondern auch, weil es einen Grund gibt, warum es so wenige trans* und queere Elders gibt. Man muss nicht nach San Francisco reisen, um zu verstehen, warum. Trans Geschichte erscheint oft fälschlicherweise als neu – zumindest in westlichen Kulturen – hauptsächlich aufgrund einiger sehr lokaler Entwicklungen.

Die größte Herausforderung des Stücks, und die wirkliche Vertrauensübung meinerseits, war die frühe und beängstigende Entscheidung, es als Tanzduett zwischen mir und einer ausgebildeten Tänzerin zu gestalten. Das ist Nis. Seit wir uns kennengelernt haben und das Projekt begann, hat sich ihre Karriere in einer Weise entwickelt, die wunderbar mit dieser Arbeit resoniert. Sie war Romeo Castelluccis choreografische Assistentin für mehrere seiner jüngsten Stücke und hat mit Jonathan Burrows für ihre Abschlussarbeit am SEAD in Salzburg gearbeitet. Es gibt hier ein schönes Echo: Mein erster Versuch, die zeitgenössische europäische Tanz/Performance-Szene zu verstehen, war 52 Portraits. Ich war fasziniert davon, wie Jonathan Burrows und Matteo Fargion Tanz aus einer musikalischen und fast spieltheoretischen Perspektive betrachteten. Und es stellte sich heraus, dass Nis – lange nachdem ich sie für das Stück angefragt hatte – die erste Person war, die mit ihnen ein 53rd Portrait erschuf. Und die erste europäische Theaterproduktion, die ich je gesehen habe – abgesehen von einem Teatr Zar-Stück an der UCLA – war eine epische Romeo-Castellucci-Inszenierung, die sie irgendwie nach New Jersey verfrachtet hatten. Mein Freund Asa arbeitete am Sound mit, wir nahmen den Bus dorthin – und mein Hirn zerschmolz. Diese Echos sind herrlich. Und ich freue mich sehr darüber, mit ihr zu arbeiten.

Ein wichtiger Aspekt des Stücks ist die Präsenz mehrerer Generationen von Frauen verschiedener Art

Ariadne Randall

Eine weitere Ebene dieser Vertrauensfrage bin natürlich ich selbst. Tanz jeglicher Art war in dem Kult, in dem ich aufwuchs, verboten. Und ich verstehe, warum: Bewegung zeigt dem Körper, was er will, sie gibt dem Begehren eine Stimme. Körper sagen das Unsagbare. Als ich 18 wurde, verließ ich den Kult und lernte verschiedene Arten von Gesellschaftstanz, um in meinen Körper zu kommen. Es war furchteinflößend. Hätte es dort, wo ich lebte, eine zeitgenössische Tanzszene gegeben, hätte ich vielleicht mehr gemacht. Aber an manchen Orten erscheinen Ballett und zeitgenössischer Tanz so unerreichbar wie die Sonne. Wie auch immer, ohne mich naiv stellen zu wollen – ich habe mit Bewegung in Musik, Butoh und in Bühnenproduktionen von anderen und in der ersten Cowgirl-Performance gearbeitet – aber ich bin dennoch eine etwas ältere Frau ohne formale Ausbildung. Mich auf die Bühne zu stellen, auf eine verletzliche Weise, neben eine professionelle Tänzerin – das ist beängstigend, aber hoffentlich auch wirksam. Es ist auf jeden Fall eine klare Poetik, um die inhärente Verletzlichkeit sichtbar zu machen, die das öffentliche Transsein mit sich bringt.

Nun zur Musik: Ich habe mich entschieden, mit einer alten Freundin zusammenzuarbeiten: Theodosia Roussos. Sie ist eine griechisch-zypriotisch-amerikanische Komponistin, Improvisatorin, Sopranistin sowie Oboe- und Englischhorn-Spielerin. Wir waren vor Jahren gemeinsam am Konservatorium.

In der amerikanischen Improvisation/Neuen-Musik-Szene habe ich etwas bemerkt: eine gemeinsame Sprache, die durch Kultur und Ausbildung besteht. Pauline Oliveros und La Monte Young sind in unserer klanglichen DNA. Das finde ich aufregend, damit arbeite ich gern. Aber auf einer ganz grundlegenden Ebene ist Theodosia einfach eine wunderbare und vielseitige Sopranistin – sowohl klassisch als auch darüber hinaus. Sie hat zum Beispiel als Vertreterin griechischer Vokalmusik für die EU gesungen und komponiert Filmmusik. Sie bringt eine kraftvolle, klassische Frauenstimme ein – etwas, von dem ich mir sehr bewusst bin, dass ich es niemals haben werde. Und das fand ich interessant. Ein mächtiger Sopran. Eine Mutter. Eine Stimme.

CPA

Du arbeitest auch viel mit der Kraft deiner eigenen Stimme – wie auf deinem jüngsten Album Her Water Dream / Image of a Blue Thumbs-Up. Dort ist die Stimme sehr präsent.

Ariadne Randall

Es war eine große Reise für sich, die Eigenheiten einer Stimme zu akzeptieren – genauso wie die Eigenheiten eines Körpers. Ist meine Stimme trans genug? Was bedeutet es, eine Frau mit einer Baritonstimme zu sein? Was ist meine “eigene” Stimme, was ist eine “Rolle”? Muss meine Stimme durchgehen? Muss ich durchgehen? Viele trans Menschen durchlaufen eine Phase, in der sie versuchen, sich an das kulturelle Ideal ihres Geschlechts anzunähern – und dann merken sie oft: Das ist es nicht ganz. Ich habe mir vor Kurzem eine furchteinflößende Frage gestellt: Wenn ich eine cis Frau wäre, wie sähe ich dann aus? Und seltsamerweise fragt man sich das nicht – bis man es doch tut. Meine Antwort für den Moment ist: Ich sähe nicht so viel anders aus. Ich hätte immer noch einen rasierten Kopf, esoterische Tattoos und trüge Stiefel, mit denen man ordentlich stampfen kann. Ich würde wohl immer noch als androgyn wahrgenommen. Und das kann auch eine Frau sein. Man muss sich selbst erziehen und selbst erschaffen auf diesem Weg – genau wie jede*r, der oder die sich von einem vorgefertigten Leben hin zu einem handgemachten Leben bewegt.

Self-made, aber niemals allein. Unbekannte Freund*innen werden kommen und dich suchen. Ich habe verschiedene Abschlüsse, die mich in einer bestimmten Weise präsentieren, aber ich war nie eine gute Studentin in einem formalen Kontext – also bin ich größtenteils Autodidaktin. Vielleicht macht mich das zu einer besseren Lehrerin. Oder Zuhörerin, wenn ich nicht gerade in einem Interview monologisiere. Making a voice. Wie auch immer, in Reverse Cowgirl II sind Stimmen sehr präsent. Vier Frauenstimmen. Alle unterschiedlich. Was ist verkörperter als eine Stimme? Abgesehen von der physischen Präsenz eines Körpers selbst. Wie der Klang ist sie unausweichlich.

4: Themes Themen

CPA

Du hast bereits angedeutet, dass deine amerikanisch-christliche Herkunft eine Rolle spielt. Kannst du näher erläutern, wie sie in diesem Stück präsent ist?

Ariadne Randall

Nun, das letzte Reverse Cowgirl-Stück war sehr autobiografisch. Aber dieses Mal möchte ich, dass das neue Stück vor allem über die Gegenwart spricht. Mein persönlicher Hintergrund mit all seinen American Gothic-Elementen ist nicht der Punkt. In der Performance sind wir als Frauen – hier und jetzt. Natürlich ist meine persönliche Geschichte nicht zu vermeiden, sie hat mich geprägt. Aber generell interessiert mich die Gegenwart mehr. Denn über sie gibt es genug zu sagen.

Zum Beispiel: Ich laufe durch Wien – wer schaut mich an? Wer spuckt mich an? Wer sagt mir, dass ich in die Hölle komme – oder Schlimmeres? Wer sagt mir, dass ich nicht hier sein sollte? Wer sagt Dinge in Sprachen im Glauben, ich würde sie nicht verstehen? Wer findet mich aufregend? Die lesbische Frau an der Bar, der schwule Mann an der Bar, der heterosexuelle Mann an der Bar, die heterosexuelle Frau an der Bar, niemand, alle, keiner von ihnen? Wer ist wütend, wenn er sich zu mir hingezogen fühlt? Wer ist verwirrt? Wer will mir wehtun, wenn er so empfindet? Und wie unterscheidet sich all das von dem Hass, den man an anderen Orten erfährt? Wer hat es in diesen Dingen und mehr noch viel schlimmer als ich?

Trans sein bedeutet, in Wien oder fast überall: Ob du an einem Spektakel interessiert bist oder nicht, du wirst eines. Das ist im Westen fast unausweichlich. (Und wenn du schon am Runway bist, Babe, dann gib ihnen eine Show.) Es ist zum Teil eine Frage der Statistik. Der geringe Prozentsatz der Bevölkerung, der trans ist, macht uns verwundbar. Wir stehen vor systematischen Herausforderungen – psychische Gesundheit, Zugang zu Jobs, Gesundheitsversorgung. Viele von uns sind von ihren biologischen Familien abgeschnitten. Das macht uns zu einer idealen politischen Zielscheibe für jene, die ein Feindbild schaffen wollen.

Was ist verkörperter als eine Stimme? Abgesehen von der physischen Präsenz eines Körpers selbst. Wie der Klang ist sie unausweichlich

Ariadne Randall

Studien zeigen, dass Menschen weniger hasserfüllt auf das Andere reagieren, wenn sie es persönlich kennen. Nicht als Symbol oder Avatar, sondern als menschliche Wesen. In vielen Kleinstädten und Dörfern – was auch immer in den Schlafzimmern passiert, Honey – sehen Menschen trans Personen nur durch Medienbilder und politische Propaganda. Wer sind da, ob wir sichtbar sind oder nicht. Aber ein Fernsehbild ist nicht deine Tochter, nicht deine Freundin, nicht du selbst. Und jedes fiese Schulmädchen weiß: Es ist einfacher, eine Person schlechtzumachen, die nicht im Raum ist. Sie kann nicht antworten. Das Gesetz soll marginalisierte Gruppen schützen, aber – Überraschung – es wird auch gegen uns verwendet.

Wenn ich in meine Heimatstadt zurückgehen würde, so wie ich heute aussehe, käme ich höchstwahrscheinlich ins Gefängnis. Obendrauf wahrscheinlich der furchtbarsten Verbrechen angeklagt. Wenn ich in Florida die von ihnen als falsch determinierte Toilette benutze, könnte ich nicht nur eingesperrt, sondern zwangsweise de-transisioned werden. Und dann gibt es noch die aktuellen Entwicklungen in den USA bezüglich Pässen usw.

In beängstigenden Zeiten suche ich nach historischen Parallelen. Wir sind heute nicht so besonders, auch wenn unsere Zeiten es sind. Menschen in der Vergangenheit standen genauso vor Ungewissheiten wie wir. Wir sind hier , jetzt. Vielleicht ist das also eine alte Geschichte. Sokrates wurde zum Tode verurteilt, weil er die Jugend verdorben hatte. Er stellte zu viele Fragen. Vielleicht sind trans und queere Menschen heute lebendige Antworten auf eine bestimmte Art von Frage. Fragen wie: Kann ein Mensch wirklich zu sich selbst stehen? (Ja.) Was wird sie dafür aufgeben? (Fast alles.) Wird sie auf dem Weg Gefährt*innen finden? (Ja. Jung sagt: „Wenn du deine Arbeit ernsthaft machst, werden unbekannte Freund*innen dich suchen.“) Gegen wen werden diese Abenteurer*innen kämpfen? (Gegen alle, die ihren Mut beneiden.) Trans und queere Menschen bedrohen daher jene Mächte, die den menschlichen Geist unterdrücken wollen – oder das Leben klein halten. (Und ich habe noch nicht einmal das Wort „Patriarchat“ benutzt.)

Es gibt also genug zu sagen. Und über das Frausein, unabhängig vom Transsein. Das ist schon genug für mehrere Leben.

5: Die Tanz- & Performanceszene in Wien

CPA

Du hast in verschiedenen Städten gelebt. Gibt es etwas Spezifisches an der österreichischen Tanz- und Performanceszene, das sie von anderen Orten unterscheidet?

Ariadne Randall

Ich würde sagen, dass jeder Ort seine ästhetischen Prägungen und Ziele hat, die aus der Innenperspektive totalisierend und selbstverständlich erscheinen können. Oft sind diese nicht nur kulturell, sondern auch materiell bedingt. Ich habe das gelernt, als es mir misslungen I st, eine Musikdokumentation in Island zu drehen. Ich denke, ich bin sowohl eine Beobachterin von Innen als auch von Außen. Wenn du zu sehr drinnen bist, kannst du nichts mehr sehen, wenn du zu sehr draußen bist, verstehst du nicht, wie es funktioniert. In meinem Fall liege ich ganz falsch, also habe ich irgendwie beides. Verallgemeinerungen sind immer unvollständig und irreführend.

Wenn ich an die USA denke – zumindest an die großen Küstenstädte wie New York, L.A., San Francisco, in denen ich viel Zeit verbracht habe – dann sind die materiellen Bedingungen (um eine gute Marxistin zu sein) dort grundlegend anders als hier. Und das gilt sogar für die Vorzeit, als ich diese Beobachtungen gemacht habe. Der Grad an politischem und persönlichem Stress, unter dem die Menschen dort stehen, ist von einer völlig anderen Größenordnung als das, was die meisten hier erleben. Die existenzielle Unsicherheit ist immens – kombiniert mit quasi null öffentlicher Förderung für Tanz/Performance. Das bedeutet: Es gibt keine Mittelklasse der kreativen Arbeit. Es sei denn, du hast einen Tenure-Track-Job an einer Uni oder eine Assistenzausbeutung – es ist erschöpfend. (Während jene, die ohnehin ererbten Reichtum haben, uns bitten, darüber den Mund zu halten, damit sie sich nicht schämen müssen.) Aber ein Resultat dieser Rohheit ist, dass viele Leute Leute hier nicht von äußerer Anerkennung abhängen. Sie bauen Gemeinschaft. Das kann dazu führen, dass Kunst lebendig wird. Sie muss einer inneren Notwendigkeit entspringen, denn anders könnte man die Opfer gar nicht ertragen, die nötig sind, um überhaupt in den Raum zu kommen, wo sie entsteht. Einige der besten Performances, die ich je erlebt oder an denen ich mitgewirkt habe fanden in Kellern statt, ohne Eintritt, nur mit Freund*innen. Vielleicht war es schon immer so. Auch die Oper wurde von einer kleinen Gruppe von Leuten erfunden, die sich als alte Griechen verkleideten und einfach loslegten. Natürlich waren sie männliche Aristokraten, und die Frauen in ihrem Umfeld mussten Glocken tragen, damit ihre Reinheit überwacht werden konnte – aber die Vibes waren trotzdem seltsam. De Tocqueville sprach über die Vorteile von unabhängigem Reichtum für die Förderung exzentrischer Kunst und kultureller Projekte. Ich bin nicht dafür, aber es passiert. Vieles, was in den USA als indie erscheint, ist in Wirklichkeit sowieso heimlich finanziert. Die ersten Alben von Sonic Youth waren von Schweizer Millionären bezahlt. Um nicht von den Abstract Expressionists und dem CIA zu sprechen. Die Prätention unbürgerlicher Ursprünge ist oft eine weitere Art Rollenspiel. Für alle anderen bleibt eine Menge harte Arbeit. Strukturelle Gewalt sitzt tief.

Für mich hat Wien eine enorme Fülle und Vielfalt an Arbeiten in Tanz und Performance

Ariadne Randall

Trotzdem: Die USA sind ideologisch immer noch ein puritanisches Land. Dinge, die Wiener*innen nicht einmal zum Blinzeln bringen, würden in den meisten Teilen der USA das Publikum schockieren, außer vielleicht in einem Noise-Keller, oder wenn Ron Athey beteiligt ist – Schnitt zu Zuschauern, die bei einem Holzinger-Stück in Ohnmacht fallen. Europäer*innen sind oft schockiert, dass ein nackter Körper in den Staaten verboten ist – obwohl es nichts Menschlicheres und Heiliges gibt. Aber Schießereien in Filmen? Kein Problem. Make it make sense.

Wie auch immer, ich kann nicht für ganz Österreich sprechen. Für mich hat Wien eine enorme Fülle und Vielfalt an Arbeiten in Tanz und Performance. Es gibt eine Mischung aus Radikalität, formalen Möglichkeiten, Selbstreflexion und einem speziellen Humor – eine Spiegelung, wie mir gesagt wurde, der großen Kabarettkultur der Zwischenkriegszeit. Diese wurde später nach New York exportiert und entwickelte sich dort zu Stand-up Comedy. Die Bandbreite an Formen und Themen hier ist bemerkenswert. Es gibt so viele interessante Spielorte und Räume. Und die Szene ist nicht von einer einzigen Erzählung oder Ästhetik dominiert. Das finde ich spannend. Das internationale Publikum hier hat eine andere Zusammensetzung als in New York, L.A., Berlin oder Amsterdam. Wir sind schließlich im Zentrum Europas. Es gibt hier viele soziale und materielle Ressourcen für Künstler*innen und Performer*innen, und viel Ausbildung – oft sehr traditionell. Gleichzeitig gibt es dieses janusköpfige Wiener Kulturgesicht: die Dichotomie Mozart vs. Wiener Aktionismus. Oder: Kokoschka zeigt Mörder, Hoffnung der Frauen im Garten der Sezession, während Klimt drinnen seine neobyzantinischen Porträts für ein bourgeoises Klientel aufhängt. Es gibt immer noch diese Mischung aus Tradition und Edge, die ich aufregend finde.

Aber wenn ich mich in Europa umschaue und über Strukturen nachdenke, die man hier übernehmen könnte, um den Leuten zu ermöglichen, gut zu Arbeiten, fällt mir eines ein: Wien braucht ein gründliches, gut finanziertes, unabhängiges Masterprogramm für zeitgenössische Choreografie und Performance. Warum das DAS und SNDO und PARTS und ICI-CCN überlassen und die ökonomischen und kulturellen Vorteile des kontinuierlichen Austausches verlieren? Wien ist eine kulturelles Symbol, wir haben zwei Kunstuniversitäten, wir haben die Festivals – warum nicht auch das? Was braucht es, ein Gebäude oder zwei? Der Diskurs und die Szene und der Horizont ästhetischer Möglichkeiten würde auf wunderbare Art durch eine große Anzahl junger, ambitionierter Künstler*innen erweitert, die aus der ganzen Welt hierherzögen, wie bildende Künstler*innen oder klassische Musiker*innen es tun. Diese einfache und große Veränderung würde eine Menge Leben auf die Bühne bringen.

6: Zukunftspläne

CPA

Gibt es zukünftige Pläne, die du mit uns teilen kannst?

Ariadne Randall

Oh, Honey. Ja. Immer. A girl’s gotta work.

Ich hoffe, noch zwei weitere Reverse Cowgirl-Stücke zu machen. Das dritte, Fresh Out of Forgiveness, wird ein Trio sein – mit einem AMAB-Tänzer. Man kann es sich so vorstellen: Dolly Parton meets Versailles meets die illegale Moonshine-Bar meines Großvaters im ländlichen Süden der USA.

Dieses Jahr gibt es auch noch einige Dinge. Im Mai eröffne ich eine Soloausstellung mit visueller Kunst in meiner Galerie Peter Gaugy, in Wien und Brüssel. Im Juni gibt es eine neue mehrkanalige Audio-Video-Arbeit mit der Medienkünstlerin Janine Scheer-Erb in der Semmelweisklinik, organisiert von der Moozak-Plattform. Live-3D-Visuals, zwei Frauenstimmen, Viola da Gamba, experimentelle Synths. Im Herbst kommt mein nächstes Album Our Mouths Are Spring – ein Werk für Stimme und modulare Synthesizer über Liebe, Internet-Infrastruktur, Konsumwaren, Dating-Apps, und wie sich all das verschränkt hat. Es basiert auf einem Gedicht, das ich in New York veröffentlicht habe. Das Projekt wird als Album bei Oxtail Records erscheinen, als A/V-Duo-Performance mit Janine Scheer-Erb, als Online-Welt und vielleicht sogar als physische Ausstellung. Ich freue mich darauf.

Außerdem finden mehrere Veranstaltungen mit McKenzie Wark in der Woche der Brut-Performance statt. Am 9. April präsentieren sie und ich einen spielerischen Vortrag im Museumsquartier namens Playing Gender. Dabei werden wir bestimmte Spielregeln einführen und mit Sprache und Klang experimentieren. Später in dieser Woche, am 11. April, geben wir eine gemeinsame Vorlesung im Angewandte Interdisciplinary Lab (AIL). (DJs post-Diskurs, selbstverständlich.) Diese Veranstaltungen sind Kooperationen mit dem Masterprogramm Experimental Game Cultures und der Art x Science School for Transformation – beide an der Angewandten.

CPA

Gibt es noch etwas, das wir im Interview nicht angesprochen haben und das du hinzufügen möchtest?

Ariadne Randall

Zu Reverse Cowgirl II möchte ich noch sagen, wie unglaublich dankbar ich bin, dass Lau Lukkarila und Luca Bonamore als Outside Eyes dabei sind. Das ist für mich eine sehr vulnerable Arbeit – wegen der Bewegung, der Körperlichkeit. Ich bin sehr froh über ihre Präsenz.

Oh – und falls jemand einen Stylistin braucht: Ruft Nyx Ferrand an. Solange ihr noch könnt. Eine meiner engsten ride or die-Kollaborateur*innen in diesen Arbeiten, das ganze Cowgirl-Rodeo trägt Nyx. Es war Schicksal: Sie* hat mir damals das Fransen-T-Shirt gegeben, das all das ausgelöst hat. Ich verehre ihre* poetische, shitpostende Vision und literarische Sensibilität. Ihre* brillante konzeptionelle Arbeit ist tief in das Gewebe der gesamten Cowgirl-Serie eingewoben – ohne sie* gäbe es sie nicht.

Bio

Ariadne Randall ist eine amerikanische Künstlerin, Komponistin und Autorin mit Wohnsitz in Wien. Ihre Arbeit praktiziert Worldbuilding durch transmediale Erzählung. Durch Strategien materieller Tiefe und formaler Gegenüberstellung schafft sie Räume für Vorstellungskraft in Klang, Sprache und Bild. Sie hat Abschlüsse in klassischer Komposition und zeitgenössischer Kunst von der UCLA und dem Bard MFA. Ihre Arbeit wurde an vielen Orten gehört – vom Lincoln Center und einem jüngsten Liederzyklus für die Volksoper Wien bis hin zu unzähligen Kellern; war Teil von Werken, die in der BBC, bei CNN und in Artforum vorgestellt wurden; und nahm an den Festivals SPRING, imagetanz und Musiktheatertage teil.

Ihre Reverse Cowgirl Trilogy reitet auf ihrer geschlechtlichen Transition hin zu größeren Fragen von Identität und Werden; ihr zweites Kapitel, in dem unter anderem McKenzie Wark mitwirkt, wird 2025 im brut wien uraufgeführt. Das erste Kapitel der Trilogie, Reverse Cowgirl (Beta), wurde 2023 im selben Haus durch das Huggy Bears-Mentoringprogramm uraufgeführt.

Ihr Debütalbum unter ihrem gewählten Namen, Her Water Dream / Image of a Blue Thumbs-Up, wurde 2024 bei Oxtail Recordings veröffentlicht und erhielt eine seltene „A“-Bewertung von SPIN; es ist die erste Veröffentlichung der Reihe Here Is Always Vanishing, einem Lebenswerk, das sich um aufgezeichneten Klang dreht. Sie wird von der Galerie Peter Gaugy (Brüssel/Wien) vertreten.

Ariadne Randall